Beitragsseiten

INHALT

  1. Einleitung
  2. Die Zeit nützen, wenn sie geschenkt ist
  3. Die Natur sprechen lassen
  4. Ein Traum spricht zu mir
  5. Ich betrete einen neuen unbekannten Raum
  6. Der Vorhang wird geöffnet
  7. Licht und Freude
  8. Die Vorbereitungen
  9. Der liebende Blick Jesu und die Sehnsucht des Allerhöchsten
  10. Das Hochzeitsmahl
  11. Ich freue mich auf den Himmel
  12. Nachwort

 

Einleitung

Es ist eigenartig. In meinem Leben haben sich so viele Dinge auf verschiedenen Ebenen abgespielt und zurückblickend staune ich über die Vielfalt der Gedanken, die sich durch diese Vielschichtigkeit ergeben haben. Dadurch fällt es mir auch leicht zu schreiben und mit anderen Menschen zu teilen.

Das Thema „Tod“ hat mich vor über 30 Jahren angefangen zu bewegen. Damals wurde meine erste Tochter geboren. Sie wurde als Baby mit fünf Tagen zwischen Leben und Tod operiert und so begleiteten mich Gedanken und Fragen, die eine junge Mutter in ihrem Mutterglück sonst nicht bewegen. Natürlich steht man in jungen Jahren dem Thema „Tod“ zumeist erschüttert und unbeholfen gegenüber. So war es auch bei mir. Durch die massiven gesundheitlichen Probleme meines kleinen Kindes hatte ich immer wieder massive Ängste.

Ich war zwar damals schon ein glaubender und Gott vertrauender Mensch und war sicher, dass es nach dem Tod noch mehr geben würde. Ich malte mir davon auch schöne Bilder aus, aber letztendlich stand das Wort „Tod“ und die Konfrontation damit, wie ein Schreckgespenst vor mir.

Wenn man Kinder hat, drängen sich im Laufe des Lebens immer wieder Ängste auf. Auch Ängste, dass das geliebte Kind plötzlich nicht mehr nach Hause kommen könnte. Egal, ob sie ernsthafter krank sind, ob sie in der Teenagerzeit ausgehen, ob sie das erste Mal mit dem Auto alleine unterwegs sind, immer wieder kennen viele Menschen die Angst vor dem Tod.

Auch der Alltag bringt unerwartete Konfrontationen mit dem Thema Tod. Medien breiten Leiden in dramatischer Form aus. Drastische und schreckliche Bilder graben sich in eine sensible Seele ein. Der Tod eines geliebten Menschen in nächster Nähe erschüttert und die Schreckensnachrichten von unheilbaren Krankheiten beklemmen und erdrücken. Für Kriegsgenerationen ist der Tod tägliche Realität.

Ich persönlich wurde erneut massiv mit dem Tod konfrontiert, als innerhalb von vier Jahren drei Familienmitglieder durch einen dramatischen Tod starben.

Beim Tod meines Vaters im Jahre 2006 erlebte ich das erste Mal im Angesicht des Todes auch etwas wie Frieden und den Mut, dem Tod ins Auge zu schauen.

Seit diesem Ereignis hat sich in meinem Inneren etwas verändert. Sterben ist zumeist keine angenehme Sache. Manches Mal wird dem sterbenden Menschen die Gnade geschenkt, dass er ohne Leid, ohne Schmerzen, ohne Qualen von dieser Welt gehen kann.  Manches Mal kann dieser Prozess, vor allem in unserer technisierten, „fortgeschrittenen“ Medizin, ein unmenschliches Martyrium werden. Dennoch kann der Prozess des „Weitergehens und Weiterziehens“ - immer wieder einmal - für alle Beteiligten auch zum Segen werden. Nämlich dann, wenn man lernen darf, die eigenen Wünsche und Gefühle wahrzunehmen und diese auszudrücken. Und auch dann, wenn man erkennt, das Trauer und Trauerarbeit das natürlichste der Welt sind.

Im Alten Testament, in 5.Mose, Kapitel 34/ Vers 8 steht: „Und die Israeliten beweinten Mose im Jordantal der Moabiter dreißig Tage, bis die Zeit des Weinens und Klagens vollendet war.“ Schon vor etwa 3500 Jahren wusste man um die Notwendigkeite der Trauerarbeit. Unterdrückte und verdrängte Schmerzen, Leid und Trauer sind immer gefährlich und häufig auch Zeitbomben im Leben von Menschen.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Menschen, die in Trauer standen, für längere Zeit schwarze Kleidung trugen. Damit wusste jede Person, dass Respekt und Mitgefühl angebracht war. Heute wird Tod und Trauer oft verdrängt, der Alltag, das „Action – Leben und der Schein nach außen“ sollen bewahrt bleiben. Psychotherapeuten und andere Therapeuten haben alle Hände voll damit zu tun, Unverarbeitetes, nicht Zugelassenes mühsam aufzuarbeiten.     

Mein Vater war selber Arzt. Er war noch von der „alten Schule“ und schätzte es, wenn er sich die Zeit nehmen konnte, um Patienten zu berühren.  Das Abklopfen und Abhorchen gaben ihm sofort Aufschluss über gewisse Dinge und diese Diagnoseart  gehörte zu seinem Arztleben, wie das tägliche Brot. Häufig bedauerte er, die immer extremere Entwicklung hin zu einer „Gerätemedizin“, die den Mensch mit seinen menschlichen Bedürfnissen nicht mehr sehen kann.  Als Physiotherapeutin kann ich diesen Gedanken von meinem Vater  nur unterstützen und bestätigen, denn durch meine jahrzehntelange Berufslaufbahn weiß  ich inzwischen auch, dass mir das Berühren, Abtasten und Ertasten klare Impulse für meine weitere Behandlung gibt und dass das Ernstnehmen der kranken Menschen mit allen ihren Gefühlen, Schmerzen und Fragen bei mir im Mittelpunkt steht. Natürlich sind Hinweise von Röntgen –, CT -, und MRT – Untersuchungen wichtig. Sie können jedoch die individuelle Zuwendung zu einem Menschen niemals ersetzen. 

Zusätzlich habe ich in meinem persönlichen Leben erkannt, dass mir mein Körper, meine Seele und mein Geist immer wieder Impulse schicken, die wichtig sind.

Dies gilt auch zum Thema Tod.

Ein Patient erzählte mir einmal, dass sein Vater, der ein tief gläubiger Mensch war, in der Früh frisch gewaschen und rasiert zum Frühstück kam und sagte: „Heute gehe ich nach Hause zu Gott!“ Nach dem Frühstück legte er sich friedlich nieder…….und wachte nicht mehr auf. Ähnliche Geschichten habe ich häufig gehört.

Während ich diese Zeilen schreibe, warte ich auf einen Befund, bei dem sich entscheidet ob ich „Leben“ denken kann oder ob ich mir weitere Gedanken über den Tod machen muss.

Wenn wir bereit werden, den Tod natürlicher zu sehen, wird er seine grauenvolle Wirkung verlieren. Für mich ist der Tod schon lange das geworden, was Tag und Nacht, Sonne und Mond, Wärme und Kälte, Liebe und Hass, Freude und Trauer sind. Nämlich ein Geschwisterpaar, das sehr unterschiedlich, ist aber dennoch zusammengehört. Leben und Tod gehören zusammen, so wie  auch das Ein – und Ausatmen.

Der Tod und das Sterben, führen mich, die ich eine glaubende Frau bin, noch in eine andere, tiefere, schönere und berührende Dimension hinein.

Und dorthin möchte ich Sie, liebe Leserin und lieber Leser in diesem Buch mitnehmen.

Februar 2013

 

Wir benutzen Cookies

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu..